Nach unseren ersten Tagen auf dem Bibbulmun Trail ist klar: Der Busch hat seinen eigenen Rhythmus, und wir müssen uns nur darauf einlassen. Also gönnen wir uns erstmal einen wohlverdienten Ruhetag – Wäsche waschen, Matte flicken, Regenrock kleben, duschen, essen, Blog schreiben. Luxus pur. Thilo ist leider nicht ganz fit, aber so langsam geht es bergauf.
Die Nächte bleiben durchwachsen – Thilos Magen rebelliert weiter – aber immerhin entschädigen die Tage mit stillem, grünen Wald und friedlichen Stunden am Feuer.
Je weiter wir kommen, desto mehr Routine stellt sich ein. Morgens zwei Kaffee, dann Rucksack auf, los. Die Wege führen durch dichte Wälder, über Bäche und kleine „grüne Tunnel“ aus Farn und Eukalyptus. Ab und zu mal eine Eidechse, ein Waran und weiterhin viele bunte Vögel, die uns teilweise auslachen.
Nach Collie führt uns der Trail über Flüsse, durch Unterholz, vorbei an neugierigen Kängurus und über ein unheimlich langes Stück schnurgeraden Feldwegs. Eine Schlange auf dem Weg – vermutlich eine Dugite – hebt zweimal langsam den Kopf, bevor sie sich bequem vom Weg „trollt“.
Das Leben draußen besteht manchmal einfach aus solchen Momenten: Spannung, Staunen, dann wieder Stille.
In Collie angekommen, sind wir kurz ernüchtert. Der Ort wirkt zunächst eher zweckmäßig als charmant. Aber man gewöhnt sich schnell: Gas im Baumarkt, Pie aus der Bäckerei, Wäsche in der Laundry, Dusche am Parkplatz. Mit einem Kaffee und zu viel Süßkram am Picknickplatz wird es dann doch noch ein perfekter Trail-Zwischenstopp. Danach laufen wir wieder raus, zurück in den Wald, wo es irgendwie gleich wieder schöner ist.
Die nächsten Tage sind ein Wechsel aus Sonne, Staub, Blasenpflastern und Tierbeobachtungen. Thilo kämpft mit Kopfschmerzen, Lena mit neuen Blasen am Fuß, aber beide mit Humor. Wir sehen Echidnas, Warane, Wallabys – und irgendwann steht Thilo staunend vor einem echten Emu mit Küken in Donnelly River Village, wo zahme Kängurus über den Rasen hoppeln.
Bei Sonne und Burgern, Kaffee und Quiche fühlt sich alles für ein paar Stunden fast zivilisiert an, bevor uns unser Tagesziel wieder in den Busch treibt.
Nach drei Wochen ist es soweit: 501 Kilometer in beide Richtungen – Halbzeit auf dem Bibbulmun Trail! Wir „feiern“ mit Nudeln, Kaffee und Blasenpflastern. Der Regen hört irgendwann auf, und mit jedem Schritt fühlt es sich an, als würden wir ein bisschen mehr in diesen Weg hineinwachsen.
In den letzten Tagen bis Pemberton häufen sich die Schlangensichtungen – gleich drei an einem Tag! Zum Glück alle gemütlich. In Pemberton gönnen wir uns ein Festmahl: gegrilltes Lamm, Halloumi, Zucchini, Hash Browns, bunter Salat, Bohnen in Tomatensoße. Nach Wochen von Nudeln mit Pulversoße ein echtes Highlight.
Nach über drei Wochen zwischen Busch, Feuerstellen, Regen und Sonne wissen wir: Der Bibbulmun Trail ist keine Wanderung, er ist ein langsames Eintauchen. In das australische Grün, in die eigene Geduld – und manchmal auch in ein kaltes Flussbad, das man dann doch lieber lässt.
Weiter geht’s Richtung Süden, hoffentlich mit verheilten Blasen, etwas wärmeren Temperaturen als den aktuellen maximal 17 Grad und weniger Regen.






















