Thilo allein in Spanien: Auf dem GR 1 (3)


Olite bis Reinosa: 8 Tage, 340 Kilometer – durch Sonne, Wind, Regen und zurück in den Schnee

Acht Tage, rund 340 Kilometer – und gefühlt jede Wetterlage, die Nordspanien zu bieten hat. Der Abschnitt von Olite bis Reinosa war kein Spaziergang: Es begann mit frühsommerlicher Hitze auf staubigen Feldwegen – und endete in Schneeregen, Hagel und klammen Schuhen. Dazwischen: eine intensive Wanderzeit voller kleiner Orte, geschlossener Bars, matschiger Pfade und dem ständigen Spiel zwischen Weitergehen und kurz Zuflucht finden.

Der Start nach dem Ruhetag in Pamplona fiel noch leicht: Weite Felder, wenig Schatten, Gedanken kreisten noch bei der eintönigen Landschaft, doch mit jedem Kilometer wurde es besser. Das Gehen tat gut, auch wenn die Landschaft wenig spektakulär war. Erste Regentage kündigten sich bald an – ein paar Tropfen hier, ein Nieseln da. Dann kam der Umschwung: Regen wurde zum Tagesprogramm.

Mit jedem Tag wurde das Wetter ungemütlicher. Morgens aus dem Zelt, alles feucht, manchmal klamm, oft mit Wind. Mittags dann Regen, Nachmittags Graupel, abends Tropfen aufs Zelt. Und dennoch: Es ging weiter. Kleine Pausen im Schutz von Balkonen und kurze Trocknungsversuche bei Wind. Viel mehr war oft nicht drin.

Die Wege führten durch stille Orte mit verschlossenen Läden und scheuen Hunden. Bars, wenn offen, wurden zur Oase: Zwei Kaffee, ein bisschen Wärme, Handy laden. Besonders im Gedächtnis bleibt die Mischung aus Müdigkeit und Hartnäckigkeit, mit der ich jeden Tag wieder aufbrach – und die langsame Annäherung an die Berge.

Gestern dann: „Königsetappe“. Eher die Tat eines Verrückten. 51 Kilometer, durchgehend Regen. Später Schneeregen, dann Hagel. Die Temperaturen fielen, die Berge ringsum trugen plötzlich wieder weiße Kuppen. Trotzdem ging es weiter – über eine alte Bahntrasse, vorbei an beeindruckenden Felsen und durch kleine Dörfer, die allesamt wetterverhangen und menschenleer wirkten. Dabei aber ein besonders beeindruckendes Dorf: Puentedey. Es ist auf einer vom Fluss natürlich in den Fels gefressenen Brücke gebaut. Am späten Abend dann: Zelt aufgeschlagen, müde, durchgefroren – aber da. Und jetzt sitze ich in Reinosa – beim für meinen Ruhetag üblichen Menu del dia.

Wie geht’s weiter?

Vom offiziellen Ende des GR 1 am Puerto de Tana trennen mich noch etwa fünf, vielleicht sechs Wandertage. Ein schöner Abschluss in den Bergen, wenn das Wetter mitspielt. Doch auch dann ist noch nicht Schluss: Mein Weg führt weiter bis zum Atlantik. Wohin genau – das ist offen. Vielleicht Oviedo, vielleicht anders. Der Plan entsteht unterwegs.

Und: Heute Abend kommt Thomas dazu. Er wird die nächsten Tage mit mir wandern – gemeinsam durch den Regen, über die Pässe, und irgendwann (hoffentlich) in Richtung Sonne. Ich freu mich drauf.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert